„Leinen los“ – Segelprofi Tim Kröger im Interview

Seit Januar heißt es „Leinen los“ mit der neuen LEGO Technic Rennyacht. Die authentische Nachbildung einer Hochseeyacht verfügt über viele realistische Details und bietet Bootsbauern ab acht Jahren gleich doppelten Bauspaß – denn aus der 2-in-1-Yacht kann der geübte LEGO Fan einen detailreichen Katamaran bauen. Wir haben Segelprofi Tim Kröger beim Aufbau des LEGO Technic Modells über die Schulter geschaut und mit ihm über seine Faszination für den Segelsport gesprochen. Im Interview erzählt er von seinem Bauerlebnis mit der LEGO Technic Rennyacht, von brenzligen Situationen sowie Herausforderungen auf dem offenen Meer und warum jeder Segler ein Verständnis für die Details eines Segelbootaufbaus mitbringen sollte.

LEGO GmbH: Tim, was fasziniert dich am Segelsport?
Tim Kröger: Am Segelsport faszinieren mich die Einheit von Mannschaft und Technik und die Auseinandersetzung mit der Natur. Das alles in Einklang zu bringen macht für mich den Segelsport aus.

Du weißt exakt, wie ein Segelboot aufgebaut ist. LEGO Technic Modelle sind dafür bekannt, dass sie über authentische Funktionen verfügen und viele realitätsgetreue Details haben. Was gefällt dir als Segelprofi an der LEGO Technic Rennyacht?
Segeln ist ein komplexer Sport. Es kommt auf sehr viele Details an. Die wurden bei der LEGO Technic Rennyacht unglaublich gut aufgegriffen. Man merkt sofort: Die LEGO Designer haben sich mit der Thematik auseinandergesetzt: Alle wichtigen Segelkomponenten sind enthalten. Ich kann die Segel einstellen, passend zum Windeinfallswinkel, um das Boot zu „beschleunigen“, das mit dem Steuerrad das Rudern ansteuern … Das Modell kommt einem realen Segelboot sehr nahe – es ist im Vergleich zum Original klein, aber dennoch anspruchsvoll. Ich musste schon genau darauf achten, dass ich es vernünftig zusammenbaue, damit alles funktioniert.

Worauf kommt es bei einem Segelboot an?
Ein Segelboot steht und fällt mit einem guten technischen Konzept und gutem Material. Gerade die Summe der Details macht am Ende ein gutes Segelboot aus. Es ist die Technik, der Rumpf, es sind die Segel und der Mast. Segeln ist ein hochkomplexer und auch sehr technischer Sport, daher muss jedes Detail im Einklang funktionieren.

Was war dein coolstes Segelerlebnis?
Das coolste Segelerlebnis war das Segeln im Südpolarmeer beim Rennen um die Welt. Das sind Bereiche, da kommt sonst kein Segler hin. Das ist schon anspruchsvoll. Und genau dieser Anspruch macht es zu etwas ganz Besonderem.
Ein anderes spannendes Projekt hatte ich während der Kieler Woche. Das Besondere hier, war die außergewöhnliche Crew: halb Profis, halb Amateure. Hierbei habe ich das sportliche Konzept umgesetzt. Wir haben ein Top-Regattaboot gechartert und an der deutschen Meisterschaft im Hochseesegeln teilgenommen. Wir sind in unserer Klasse der größten Yachten deutscher Meister geworden. Das war speziell und hat irre Spaß gemacht.

Gab es mal eine brenzlige Situation?
Oh ja, brenzlige Situationen gab es viele. In den meisten Momenten habe ich die Situationen gar nicht als solche wahrgenommen. Erst im Nachhinein wird einem bewusst, wie gefährlich Segeln sein kann. Entscheidend ist, dass du die Situation meisterst. Ein Beispiel ist mein erstes Rennen um die Welt: Wir waren im Südpolarmeer. Es gab viel Wind, und wir segelten mit extrem hohen Geschwindigkeiten. Plötzlich Alarm: Oben im Mast war etwas defekt. Ich musste trotz des starken Windes in den Mast hoch … Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist mir bewusst, wie gefährlich diese Situation war. In dem Moment hatte ich keine Chance, lange zu überlegen oder abzuwägen. Ich musste die Situation meistern. Das gehört zu meinem Job dazu.

Wenn es eine solch herausfordernde Situation auf dem offenen Meer gibt und durch Defekte klar ist, dass dies dich zurückwirft: Wie schaffst du es, deine Motivation wiederzufinden und das Ziel vor Augen zu behalten?
Wer sich auf ein solches Konzept einlässt, hat eine unglaubliche Automotivation. Gerade ein Rennen um die Welt ist ein Projekt im Team, an dem du wächst. Du hast gemeinsame Ziele und willst gut sein. Beruf und Berufung verbinden sich. Und alle wissen: Nur wenn jeder die Herausforderung annimmt und sie meistert, geht es voran.

Gab es keinen Moment, in dem etwas so schiefging und du dir bewusst warst, dass ihr euer Ziel nicht mehr erreichen könnt?
Wenn etwas Gravierendes, Fundamentales kaputtgeht, z. B. ein Mast, dann geht es in der Tat nicht mehr weiter. Das gilt es zu realisieren und entsprechend zu reagieren, damit alle aus dem Team wieder gesund nach Hause kommen.

Habt ihr, wenn ihr unterwegs seid, stets ein kleines Ersatzteillager mit an Bord?
Ein Minimum an Ersatzteilen haben wir natürlich dabei. Aber nicht viel mehr. Zusätzliches Gewicht durch Ersatzteile ist bei einem Regattaboot ungünstig. Je leichter es ist, desto schneller ist es. Ich erinnere mich an ein Rennen um die Welt: Ein fundamentales Teil ging kaputt. Wir hatten kein passendes Ersatzteil. Also mussten wir etwas demontieren, was in dem Moment nicht wichtig war. Wir haben einen wirklich kostspieligen Hydraulikzylinder zersägt, um den Schaft des Zylinders zu nutzen. So wird das Boot im Zweifel selbst zu einem schwimmenden Ersatzteillager.

Das heißt, du als Segler musst dich auch mit dem Boot auskennen?
Ein technisches Know-how ist hilfreich. Aber in einem Team übernimmt jeder eine andere Aufgabe. So deckt eine gute Mannschaft alle wichtigen Bereiche ab.

Was ist deine Lieblingsrolle auf dem Boot?
Ich decke sehr viele Bereiche ab. Daher kommt es immer darauf an, in welcher Funktion ich an Bord eines Projektes bin. Ob das jetzt im Seglerisch-Aktiven oder im Organisatorischen ist – mir ermöglicht genau das, einen Gesamtüberblick über die Entwicklung eines Bootes oder einer Mannschaft zu behalten.

Welche Eigenschaften muss man als Segler mitbringen?
Technisches Verständnis, Talent, Liebe zum Segel. Man muss es wirklich wollen, weil es nicht immer einfach ist. Wer es will, wächst beim Segelsport über sich hinaus.

Was war das größte Segelschiff, auf dem du je gesegelt bist?
Das war der Katamaran Playstation des Rekordjägers Steve Fossett. Das Boot war 138 Fuß, also 42 Meter, lang und 18 Meter breit. Das ist 15 Jahre her – damals der größte Katamaran der Welt.

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